Heinrich Rahn
Mensch. Universum. Fusion.
Vita
Heinrich Rahn wurde am 13.04.1943 in Sparau, im Gebiet Saporoje (Ukraine), in
einer plattdeutschen Familie geboren. Seine Eltern Jakob und Anna (geb. Nickel)
entstammten einer alten Landpächterfamilien. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach,
konnte die Familie nicht rechtzeitig evakuiert werden und kam unter deutsche
Besatzung. 1944 wurde die Familie Rahn mit vielen anderen "Volksdeutschen" per
Pferdetreck nach Deutschland gebracht. Ihr Weg führte über Wartegau zu dem Ort
Schrepkow, 12 Kilometer von der Elbe entfernt. Doch im November 1945 wurden
sie von den Sowjets wieder nach Russland ins Kostromagebiet verschleppt. Nach
einem schrecklichen Hungersjahr, wurde der Vater für 25 Jahre ins Gefängnis
geworfen. Die Mutter musste sich nur mit Hilfe ihrer alten Tante Anna um den Rest
der Familie kümmern. Außer dem kleinen Heinrich wuchsen noch zwei ältere
Geschwister heran: Jakob und Susanne. 1956 nach Beendigung der Kommandantur,
wurde der Vater amnestiert.
Ein Jahr später zog Familie Rahn nach Kasachstan. Dort, in der Stadt
Schtschutschink, Gebiet Koktschetaw, lebten sie endlich unter etwas besseren
Bedingungen. Nach der Mittelschule und einer Ingenieurschule war Heinrich Rahn
lange Jahre als Bauingenieur in verschieden Baukombinaten tätig. Seine
Leidenschaft war jedoch die Literatur. Schon mit 19 Jahren fing er an, Gedichte zu
schreiben. Doch leider gab es für ihn in der Sowjetunion keine Möglichkeit auf
diesem Gebiet auch beruflich Fuß zu fassen. In seiner Freizeit nutzte Rahn jede
Gelegenheit Bücher auch in deutscher Sprache zu lesen. Dies gestaltete sich immer
schwierig, da deutsche Bücher schwer aufzutreiben waren. Und doch gelang es
ihm, in einigen abgelegenen Dorfläden die klassischen Werke von Goethe, Schiller,
Heine, Storm für einen geringen Preis zukaufen. Das Buch von Remarque „Die drei
Kameraden“ hatte er sogar in einem alten Schuppen gefunden. Diese Bücher kamen aus der DDR und wurden einzeln verramscht, da fast niemand sie in deutscher Sprache lesen wollte.
Seine gesammelten deutschen Bücher nahm Heinrich Rahn mit, als er 1990 mit seiner Frau Elvira und seinen zwei Kindern Artur und Helene nach Deutschland kam. Einige Jahre später fand er eine Stelle als Bauleiter bei dem Neubau des „Biozentrums“ der Johan-Wolfgang-Goethe Universität, Frankfurt. Danach war er einige Jahre als Bauingenieur in einem Beraterbüro in Wiesbaden tätig. Nebenbei absolvierte er mit Erfolg ein Fernstudium „Belletristik“ an der Axel Andersson Akademie, Hamburg. 2001 ging er in den Vorruhestand.
Nun konzentrierte er sich ganz auf die Schriftstellerei, der er all die Jahre treu blieb. In den folgenden Jahren veröffentlichte er Gedichte, Kurzgeschichten und schrieb Romane.1997-2003 war er Kirchenvorstandsmitglied der Evangelischen Erlösergemeinde Wiesbaden-Sauerland. Außerdem ist er Mitglied der Gesellschaft „Word“, Mitglied der National Geographic Society, der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e. V. und des Literaturkreises der Deutschen aus Russland e. V.
Der aktuelle Roman "Die Birkeninsel" wird vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert.
Heinrich Rahn verstarb am 3. Januar 2022 in Wiesbaden, im Kreise seiner Familie. Kurz vor seinem Tod konnte er noch den Märchenband "Märchen aus dem Rhein Main Gebiet und aus anderen Sphären" veröffentlichen.